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Das Bücherfräulein liest #19: Magnus Chase and the Hammer of Thor – Rick Riordan

Thor’s hammer is missing again. The thunder god has a disturbing habit of misplacing his weapon–the mightiest force in the Nine Worlds. But this time the hammer isn’t just lost, it has fallen into enemy hands. If Magnus Chase and his friends can’t retrieve the hammer quickly, the mortal worlds will be defenseless against an onslaught of giants. Ragnarok will begin. The Nine Worlds will burn. Unfortunately, the only person who can broker a deal for the hammer’s return is the gods‘ worst enemy, Loki–and the price he wants is very high.

Eines Tages werde ich nach Hause kommen und meine Familie und Freunde vorfinden, die ein “Intervention”-Plakat in meiner Wohnung aufgehängt haben und mit mir reden wollen. “Wir machen uns um dich Sorgen”, werden sie sagen.  “Du liest in letzter Zeit fast nur noch Jugendbücher über Halbgötter. Das muss aufhören. Wir wollen dir nur helfen”

“Ja, aber”, werde ich antworten. “Woher kriege ich denn sonst meine Elf!Feels?”

Eigentlich war “Magnus Chase” ja nur meine Notlösung, weil es nichts Neues aus dem Camp Halfblood (1 | 2 ) zu lesen gab, und ich die Zeit irgendwie überbrücken musste. Also beschloss ich, in den sauren Apfel zu beißen und es mit Riordans nordischen Göttern zu versuchen und … mittlerweile mag ich die Reihe beinahe lieber als die Bücher um die griechischen Pendants und bin untröstlich, dass es von Magnus und seinen Freunden nur drei Bände gibt, und weitere erst einmal nicht in Aussicht stehen. Warum, Rick? WARUM?

Im zweiten Band also ist Thors Hammer verschwunden, und Magnus, Sam, Hearth, Blitzen und Neuzugang Alex versuchen, Mjölnir samt seines Netflix-Empfanges wiederzubeschaffen. Das ist mit den üblichen Abenteuern und Gefahren verbunden, die ich jetzt hier nicht einzeln erläutern möchte, sonst bräuchtet ihr das Buch ja nicht mehr lesen (und das solltet ihr). Was für mich ohnehin wie immer herausstach, waren die Figuren, die mir tatsächlich mehr ans Herz gewachsen sind, als Percy und Co (Nico und WIll lassen wir mal außen vor).

Da wäre zum einen Magnus selbst. Das großartige an Magnus ist, dass er kein besonders guter Krieger ist, und sich in Kämpfen mehr schlecht als recht über Wasser hält. Aber Magnus ist ein Heiler. Sein Job ist es, seine Freunde am Leben zu halten.

Jetzt lasst euch das mal auf der Zunge zergehen: Der Protagonist dieses Abenteuerbuches für Kinder und Jugendliche ist kein besonders grandioser Kämpfer. Seine göttliche Gabe ist es, zu heilen. Menschen wieder ganz zu machen. Wie oft findet man so etwas? Ist das nicht toll, so als Botschaft und überhaupt?

Neu in diesem Buch ist Alex Fierro – Sohn, bzw. Tochter von Loki. Alex wurde zwar als Junge geboren, identifiziert sich aber als genderfluid und wechselt munter zwischen den Geschlechtern, wobei sie meistens als Mädchen auftritt. Dass Alex das Kind von dem Gestaltenwandler Loki ist, ist in dieser Hinsicht natürlich ein Geniestreich. Ein größerer Geniestreich ist allerdings, wie Riordan mit dieser Figur umgeht. Nicht nur, dass Alex überhaupt dabei ist – wie viele Transfiguren gibt es in der Popkultur überhaupt? -, sie wird von ihren Freunden auch ganz selbstverständlich als genderfluid und trans angenommen. Wenn Alex als Mädchen auftritt, benutzen alle selbstverständlich das Pronomen “Sie”, wenn Alex sagt, er sei heute ein Junge, wechseln alle ohne Aufheben zu “Er”. Das geschieht dabei mit einer Selbstverständlichkeit, die aufgrund dessen, wie sehr sie auffällt, ziemlich deutlich aufzeigt, welch langer Weg unsere Gesellschaft noch zu gehen hat, bevor solche “queeren” Menschen vollständig akzeptiert sind. Was noch viel großartiger ist – Riordan baut Alex ganz offensichtlich als Love Interest für Magnus auf. Ja, ihr habt das richtig gelesen. Ein genderfluides Transmädchen ist allem Anschein nach der Love Interest des Helden.

Ach ja, und dann gibt es da noch Hearth und meine Elf!Feels. Hearth, die arme Socke, der in diesem Buch zu seinem Vater zurückkehren muss, der ihn aufgrund seiner Gehörlosigkeit verabscheut und für den Tod seines Bruders verantwortlich macht. Auch hier gehe ich jetzt aufgrund von Spoilern nicht ins Detail, aber um Gottes Willen, gebt diesem Elfen eine Wolldecke und einen Teddybären. (Das allerschönste an der Reihe ist und bleibt aber Hearths herzzerreißende Freundschaft mit dem Zwerg Blitzen. Weil … Gott, so schön.)

Was mir auch ein bisschen besser gefällt als die Camp Halfblood-Sachen: Man bekommt das Gefühl, dass Rick sich in dieser Reihe ohne Rücksicht auf Verluste einfach ausgetobt hat – sowohl bei den Figuren als auch in der Handlung. Einige verbaute Elemente sind so skurril und so meta, dass ich beim Lesen manchmal bloß den Kopf geschüttelt und in mich hinein gegrinst habe. Die Bücher stecken voller Anspielungen, inklusiver kleiner Seitenhiebe auf Ricks andere Bücher, und fühlen sich im großen und ganzen wie eine völlig verrückte Runde Dungeons & Dragons an, die hin und wieder dem Leser völlig unerwartet einen emotionalen Hieb in die Magengrube verpasst (also, die durchschnittliche Runde Dungeons & Dragons). Ganz ehrlich, was will man mehr?

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