Look Back (2024)
„Look Back“ ist der eindrucksvolle Beweis, dass man eine gefühlvolle Geschichte ganz ohne Romance in weniger als 60 Minuten erzählen kann (Hollywood, are you listening?). Und zusammen mit „Godzilla Minus One“ ein weiterer Film aus Japan, der für mich zu den Highlights gesehener Film in 2024 zählt.
Basierend auf dem gleichnamigen Manga von Tatsuki Fujimoto, erzählt „Look Back“ die Geschichte einer ungleichen Freundschaft und versucht eine Antwort auf die Frage zu geben, warum Menschen Kunst machen. Es ist ein leiser, unaufgeregter Film, dessen Atmosphäre kunstvoll zwischen Traurigkeit und purer Lebensfreude wechselt.
Eine ungleiche Freunschaft
Die Viertklässlerin Fujino ist die beste Künstlerin in ihrer Klasse, und steuert für die Klassenzeitung wöchentlich einen Comicstrip bei. Doch ihr Selbstbewusstsein bekommt einen Knacks, als Fujino Konkurrenz bekommt. Die unter starker Sozialphobie leidende Kyomoto steuert aus dem Hausunterricht ebenfalls Comics bei und Fujino erkennt, dass das andere Mädchen weitaus mehr draufhat als sie selbst. Als sie schließlich eines Tages Kyomoto persönlich kennenlernt, entwickelt sich aus der Rivalität jedoch schnell eine Freundschaft. Gemeinsam veröffentlichen die beiden Mädchen noch in der Schulzeit mehrere erfolgreiche Mangas. Doch alles ändert sich, als Kyomoto beschließt, auf die Kunsthochschule zu wechseln.
„Look Back“ ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und Freundschaft aber auch darüber, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Obwohl die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen äußerst fruchtbar ist, verfolgen die beiden unterschiedliche Ziele. Fujino wird von Ehrgeiz getrieben aber auch vom schlichten Zusammensein mit der schüchternen Kyomoto. Mangaka zu sein bedeutet für sie, mit Kyomoto zusammenzuarbeiten. Kyomoto hingegen liebt das Schaffen, das Zeichnen. Als sie dies über die Zusammenarbeit mit Fujino stellt und sich ein wenig Freiheit erkämpft, kommt es zwischen den beiden zum Bruch.
Warum machen wir Kunst?
Warum machen wir Kunst? „Look Back“ versucht, darauf eine Antwort zu geben und kommt zu dem Schluss, dass wir es tun, um mit Menschen in Verbindung zu treten oder zu bleiben. Es ist keine bahnbrechende Entdeckung, aber das muss es auch gar nicht sein. Vielmehr fühlt es sich wie eine sehr persönliche Erkenntnis des Autors an. Wie eine Antwort an sich selbst.
Niemand schreibt bessere Geschichten über Kunst als Künstler. So sollte es also auch nicht verwundern, dass ausgerechnet Tatsuki Fujimoto, der vor allem durch die Manga-Reihe „Chainsaw Man“ bekannt wurde, so eine leise und nachdenkliche Geschichte verfasst hat. Vieles aus „Look Back“ mutet dabei autobiografisch an: So finden sich Bestandteile aus seinem Namen „Fujimoto“ in beiden Namen der Protagonistinnen. (Fujino und Kyomoto).
„Look Back“ – der schmale Grad zwischen Fakt und Fiktion
Wie seine Heldinnen veröffentlichte auch Fujimoto zunächst erfolgreich One Shots in Shonen Jump+. Ganze Seiten aus den von Fujino gezeichneten Mangas in „Look Back“ stammen aus tatsächlich existierenden Mangas von Fujimoto.
Auch wenn man sonst Autor und Erzähler strikt voneinander trennen sollte, macht Fujimoto es dem Zuschauer extrem schwer. Sind die Protagonistinnen am Ende nur zwei Seiten einer Person, nämlich von Fujimoto selbst? Hat es die ehrgeizige, extrovertierte Seite geschafft den introvertierten, stets an sich zweifelnden Teil nach draußen zu zerren und die eigene Kunst der Öffentlichkeit zu zeigen? Sind Fujino und Kyomoto der Versuch, die Brücke zwischen kommerziellem Erfolg und der Freude an der Kunst zu schlagen?
Fujimoto sowie Regisseur und Drehbuchautor Kiyotaka Oshiyama spielen geschickt mit diesen Themen und bleiben dem Publikum am Ende doch eine Antwort schuldig.
„Look Back“ ist in seiner schlichten Schönheit ein überwältigender Film, der den Zuschauer nachdenklich zurücklässt. Wundervoll gezeichnet mit tollen Sprechern und einem schönen Soundtrack, entführt „Look Back“ für eine Stunde lang in eine philosophische Geschichte über Abschied, Erwachsenwerden und die Kunst. Absolut sehenswert.