Der Tanzball 2022 oder: Ich habe nichts anzuziehen!
Vor langer, langer Zeit (echt mal, ich hab mich erschrocken, als ich gesehen habe, wie lange) habe ich mal berichtet, ich würde zum Tanzball gehen. Und wusste noch gar nicht, was ich anziehen soll. Und dass ich noch ein Schnittmuster brauche. Nun, es ist wieder so weit.
Auf dem Tanzball war ich in meinem Leben bisher zweimal; einmal bei der großen Jubiläumsveranstaltung 2016 und dann noch mal im Jahr danach. Beide Male hatte ich unglaublich viel Spaß, auch wenn ich gar nicht getanzt sondern nur den Leuten zugesehen und die Atmosphäre genossen habe. Ich meine, wo findet man schon so viele großartige Kostüme aus verschiedenen Epochen auf einem Haufen? In echt?
It’s been a long, long time
Zweimal passte das Datum nicht, dann kam Corona, und jetzt haben die Veranstalter erklärt, dass Ende Oktober der Tanzball wieder stattfinden soll. Wieder als große Jubiläumsveranstaltung in der wunderschönen Wuppertaler Stadthalle. Meine spontane Reaktion war in etwa OMG OMG OMG OMG.
Also Tickets für mich und Rafaela Creydt gekauft, und jetzt beginnt wieder der aufregendste und nervenaufreibende Teil: Was ziehe ich an, und kriege ich das genäht?
Ich meine, natürlich habe ich Kleider, die ich tragen könnte, aber als Dame von Welt zieht man doch nicht dasselbe zweimal an. Also wirklich. (Zudem ist es natürlich der perfekte Grund, sich nochmal ein historisches Kleid zu nähen. *hust*)
1000 Jahre Geschichte und nichts anzuziehen
Die Ansage des Veranstalters ist wieder: Historisierend oder wirklich historisch bitte, und nichts nach 1900. Schaden, denn damit fällt ein 1910s Ensemble (nennen wir’s beim Namen: Ein Titanic-Kleid) leider leider raus. (Eines Tages werde ich so ein Kleid haben, jawohl.)
Also weiter überlegen. Was mag ich gerne? Was gefällt mir, was würde mich reizen und vor allem: Was kann ich mir leisten?
Kauft meine Bücher, ich brauche Stoff
Ein 1860er Kleid im Stil von Sissi oder der neuen Cinderella-Adaption wäre natürlich auch ein Traum, aber wisst ihr, wieviel Stoff so ein Rock verschlingt? Also vielleicht besser erst, wenn ich reiche Bestseller-Autorin mit Netflix-Verfilmung geworden bin. Ahem.
Okay, was gibt’s noch? Rokoko natürlich, aber die Kleider sind nicht ohne, müssen passgenau sitzen und eeeh, so richtig begeistern kann mich der Gedanke nicht. Dann Empire vielleicht? Jane Austen lässt grüßen? Auch ganz schick, aber ich hätte gerne was, das knallt.
Also gut, dann noch weiter in der Geschichte zurück. Renaissance? Hatte ich zwar letztes Mal schon, aber die Renaissance dauerte ja glücklicherweise ein bisschen und die Fashion änderte sich recht deutlich. Zudem unterschied sich die Mode deutlich von Region zu Region.
Renaissance, Baby!
Langer Rede kurzer Sinn, ich verschwand für ein Weilchen auf Pinterest und suchte Frauenporträts der italienischen Renaissance, um mir Inspirationen zu holen. Denn es gibt nichts besseres, als sich bei bestehenden Kleidern oder zumindest Fotos oder Gemälden derselbigen inspirieren zu lassen.
Ein paar Bilder landeten auf dem vielleicht-Haufen, und dann stieß ich auf dieses Porträt einer jungen Adeligen aus der Toskana. Ich glaube, mein genauer Wortlaut war “Oooooooh”.
Bei dem Kleid bekam ich spontan John William Waterhouse-Assoziationen, was nie schlecht sein kann. Und diese Farbe erst! Mit den goldenen Borten! Hach!
(Außerdem ließe sich das Kleid sicherlich mit ordentlich Klunkern aufmotzen.)
Einfach mal wieder planen können
Ich meine, dieser Plan wird sicherlich noch etwa ein Dutzend Mal umgeworfen werden, aber gerade bin ich schrecklich verliebt in diese Idee. Vor allem aber freue ich mich, dass es vielleicht wieder einen Tanzball gibt. Dass wir vielleicht wirklich allmählich wieder in die Normalität zurückkehren können.
Dass es Dinge gibt, auf die man sich freuen kann, statt nur in düsterer Ungewissheit zu hängen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche das gerade. Dringend.