Eine Reise in die Vergangenheit: Fotos aus Japan
Über meine Liebe zur analogen Fotografie habe ich ja bereits hier geschrieben, und dass ich auf alte Dinge stehe, sollte auch niemanden mehr überraschen. Auch nicht, dass ich eigentlich viel zu viel Zeug besitze und mir keinen unnötigen Nippes mehr zulegen sollte, aber das ist ein anderes Thema, über das wir jetzt lieber nicht sprechen. Oder jemals.
Zu meiner Verteidigung hatte ich nie vor, mir alte Fotos aus Japan zu bestellen. (Obwohl, macht es das nicht eigentlich schlimmer?) Sie liefen mir zufällig online über den Weg, während ich eigentlich nach etwas völlig anderem suchte, und ich war sofort fasziniert. Angeboten wurde ein Bündel Bilder aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Ich hatte keine Ahnung, was ich bekommen würde, und das reizte mich. Und dann waren die Bilder plötzlich in meinem Warenkorb, und ich hatte bezahlt, und dann hieß es warten.
Eigentlich, sagte ich mir selbst, tue ich das zu Recherche-Zwecken. Weil ich nämlich einen Roman plane, der um 1925 in Japan spielt und es verdammt schwierig ist, etwas über den Alltag in Japan in dieser Zeit herauszufinden, wenn man kein Japanisch beherrscht. Die meisten meiner bestellten Fotos datierten zwar deutlich danach, aber ich hoffte zumindest einige Anhaltspunkte zu bekommen, und außerdem erwähnte ich schon die Sachen mit der analogen Fotografie und meiner Liebe für Geschichte?
Die Bilder kamen und berührten mich auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich bin es gewohnt, für meine Bücher zu recherchieren und mich durch Unterlagen zu wühlen, aber die Fotos fühlten sich anders an, persönlicher. Die Bilder hatten mal jemandem gehört, waren durch mehrere Hände gegangen, hatten festgehalten, was dem Fotografen und den abgebildeten Menschen damals wichtig schien. Einen ganzen Abend saß ich wie erstarrt auf der Couch vor den Fotos und wusste nicht, wohin mit mir. Ich fühlte mich, als hätte man mir einen Schatz anvertraut. Und wenn mich die Welt der Bücher, Filme und Sagen eins gelehrt hat dann, dass man Schätze nicht horten sollte.
Ich möchte die Fotos nach und nach digitalisieren und hier auf dem Blog veröffentlichen. Zum einen, um sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Zum anderen, weil ich hoffe, dass die Fotos so datiert und vielleicht sogar räumlich eingegrenzt werden können.
Ein Traum wäre natürlich, wenn sich Verwandte oder Freunde der Personen auf den Fotos finden ließen, denen ich die Fotos dann natürlich zurückgeben würde. Ich hebe die Fotos aktuell nur für sie auf. Und werde mich gut um sie kümmern.
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Das Museum DKM: Linien stiller Schönheit - Das Bücherfräulein
22. Februar 2022 at 10:26[…] japanischen Fotoalben, passend zu Kimono ausgestellt, die mich an meine eigene kleine Sammlung alter Fotos aus Japan erinnert hat. (Und mich glatt fast dazu bewegt hätte, noch mehr davon zu […]