„Ah, Venedig“: La Serenissima im November
Venedig hatte mich schon immer magisch angezogen, doch leider fand sich in meinem Freundeskreis und in meiner Familie lange niemand, der mit mir hingefahren wäre. Entweder machte man sich darüber lustig, dass ja die ganze Stadt unter wasser stünde, oder man war sich ganz sicher, dass die Stadt furchtbar stinken müsse, ohne dass man selbst je da gewesen wäre. Aber ich wollte so gerne nach Venedig.
Irgendwann 2017 – vielleicht nach unserem Abstecher nach Florenz – stellten Rafaela und ich fest, dass Venedig bei uns beiden auf dem Wunschzettel stand. Und nach einigem hin- und herschieben der Termine und Finanzen starteten wir Anfang November 2018 nach Venedig.
Auf nach Venedig
Ich kann nicht eloquent in Worte fassen, was mir diese Reise bedeutet hat. Fünf Tage waren wir in der Stadt, bummelten durch die – trotz Nebensaison – vollen Hauptstraßen und verirrten uns in kleine Gassen, die abrupt in Kanälen endeten. Wir sahen eine Oper in einem alten Palazzo am Canale Grande und aßen Kuchen in entzückenden Cafés. Ich kaufte teure Schuhe, in denen ich nicht laufen kann und die ich trotzdem um nichts in der Welt hergeben würde.
Als Unterkunft diente uns eine entzückende Wohnung in Cannaregio, deren Eingangstür dank der Gezeiten zweimal am Tag unter wasser stand und sich ein einem der wenigen Viertel von Venedig befand, in der tatsächlich noch Einheimische leben (the irony is not lost on me).
Wenn die Stadt sich leert
Venedig ist zu jeder Jahreszeit voller Touristen, vor allem Tagestouristen. Aber abends, wenn die Menschenmassen verschwinden, leert sich die Stadt auf wundersame Weise und gehört einem gefühlt allein. Venedig ist zu jeder Tageszeit magisch, selbst wenn man sich durch die Menschenmassen Richtung Canale Grande schiebt, aber abends entfaltet die Stadt nochmal einen ganz eigenen Zauber.
Darum lohnt es sich definitiv, direkt ein paar Tage in Venedig zu verbringen und sich auch dort eine Unterkunft zu suchen. So unterstützt man auch die Hotels und Leute vor Ort, da Venedig bekanntermaßen besonders im Sommer unter den schieren Massen der Tagestouristen leidet, die in erster Linie ihren Müll mitbringen und die Bausubstanz an die Grenzen bringen, aber wenig Geld in Venedig selbst da lassen, um die Stadt in Stand zu halten.
Ich hatte befürchtet, dass Venedig mich enttäuschen könnte. Manchmal ist das so, wenn man endlich an einen Ort kommt, von dem man so lange geträumt hat. Und natürlich war Venedig nicht ganz so, wie ich mir das immer vorgestellt hatte – und dann irgendwie doch. Auf keinen Fall aber war es eine Enttäuschung, im Gegenteil.
Ich hätte nichts dagegen, jedes Jahr ein oder zwei Wochen dort zur Inspiration und zum Schreiben zu verbringen, ähnlich wie mit der Toskana. Vielleicht ließe sich das ja sogar verbinden. Wenn man schon mal in Italien ist…
2 Kommentare
5 Reiseziele auf meiner Bucket-List - Das Bücherfräulein
9. August 2024 at 10:22[…] reise für mein Leben gern. Meine Liste von Orten, die ich unbedingt sehen will, ist im wahrsten Sinne des […]
Cimetière du Père-Lachaise: Die Schönheit der Vergänglichkeit - Das Bücherfräulein
27. September 2024 at 10:44[…] entziehen; ich jedenfalls ganz sicher nicht. Ob es nun der alte jüdische Friedhof in Prag ist, der Inselfriedhof von Venedig oder der Melaten-Friedhof in Köln: Ich liebe sie. Sie sind ein Ort des Innehaltens und der Stille, […]