Stricken mit Mohair-Wolle, und was das mit Anne Shirley zu tun hat
Wenn ich an Anne Shirley denke, dann denke ich als erstes an die Bücher und als zweites an die wunderbare Verfilmung von 1985 (und die Fortsetzung von 1987). Und wenn ich wiederum an diese Filme denke, dann bleiben mir sofort zwei Outfits von Anne im Kopf hängen: Das wunderbare Kostüm, das sie zum Radfahren trägt (und das ich mir irgendwann nachnähen werde), und ihre kuschelige blaue Strickjacke.
Jetzt sind Strickjacken nicht unbedingt das Stilelement, das man allgemein mit Anne verbindet (ich sage nur Puffärmel), aber das Herz will, das das Herz will. Als ich letzten Winter wieder ernsthaft mit dem Stricken angefangen habe, stieß ich relativ schnell auf ein relativ simples Strickmuster für eine Strickjacke, die mich irgendwie an Annes erinnerte. Zwar fehlen die Zopfmuster, aber der Schnitt ist länger und lockerer, als das heutzutage häufig der Fall ist, und ich stellte mir vor, wie ich das wunderbare Ding trage, während ich mit einem Strohhut auf dem Kopf durch die Felder tanze … Oder so.
Das Strickmuster empfahl Mohair-Wolle (mit zwei Strängen gleichzeitig, für mehr Flausch), und in meiner jugendlichen Naivität zog ich los, um Mohair-Wolle zu kaufen nichts ahnend, dass das Zeug vom Teufel besessen ist. Dünn, fusselig, praktisch nicht aufribbelbar … ich bereute meine Entscheidung relativ schnell und war mir nach ein paar Wochen sehr sicher, dass ich es nicht über den Kragen der Jacke hinausbringen würde.
„ein Friedhof voll begrabener Hoffnungen“: Mohair-Wolle
Aber Himmel, ich liebte und liebe die Farbe der Wolle, und da ich die Strickjacke innerlich schon meine “Anne-Jacke” getauft hatte, wollte ich sie jetzt wirklich haben. Wir hatten praktisch schon eine Verbindung zueinander, die Jacke und ich. Ich wollte sie nicht im Stich lassen.
Also strickte ich noch zwei, drei Reihen weiter und merkte plötzlich, wie FLAUSCHIG (™) die Strickjacke dank der Mohair-Wolle werden würde. So weich, so fluffig, so hach. Und damit war die Entscheidung getroffen: Never give up, never surrender.
Strickjacke für Geduldige
Was nicht bedeutet, dass die Mohair-Wolle nicht dennoch vom Teufel, besessen ist. Sie ist flimsig und rutscht mir wesentlich öfter von der Nadel als die Merino-Wolle für meinen Winter-Pullover. Ich musste schon drei mal nach von der Nadel geflutschten Nadel angeln, was bei dem feinen Garn echt keinen Spaß macht (nicht, dass es das jemals tut). Zudem ist die Wolle selbst mit doppeltem Garn so dünn, dass folglich mehr Maschen auf die Nadel müssen, um überhaupt den Umfang für eine Jacke zu kriegen. Die ganze Angelegenheit ist frickelig und mühsam und wird mindestens dreihundertsiebzig Jahre dauern, ergeben erste Hochrechnungen.
Was mich am Laufen hält ist die Vorstellung, wie ich dieses flauschige Stück der Wärme(™) irgendwann trage und damit durch Felder frohlocke (wiederkehrendes Motiv). Oder zumindest auf der Couch sitze, bei einer Tasse Tee und einem guten Buch, während es draußen regnet.
Betet für mich, dass ich das hinkriege. Aktuell kann es noch immer 1:0 für die Mohair-Wolle ausgehen. Ich halte euch auf dem Laufenden.
2 Kommentare
Anne with an E - Wie uns der Hopepunk genommen wurde - Das Bücherfräulein
19. November 2021 at 11:04[…] Ich lese „Anne auf Green Gables“ immer noch regelmäßig, mindestens den ersten Band. Warum? Weil mich die Bücher trösten, weil sie mir Hoffnung geben, weil sie mich für eine Weile in die zauberhafte Welt eines Mädchens – später jungen Frau – entführen, das ein bisschen zu laut, ein bisschen zu impulsiv und ein bisschen zu träumerisch ist. In eine Welt, in der fast immer am Ende alles gut wird. […]
Die Rückkehr der Strickjacke - Das Bücherfräulein
11. Februar 2022 at 10:55[…] wurde eigentlich aus meiner Anne-Shirley-Strickjacke, die ich mit so viel Enthusiasmus angefangen hatte zu […]