Fräulein liest: „Winter’s Orbit“ – Everina Maxwell
The Iskat Empire rules its vassal planets through a system of treaties – so when Prince Taam, key figure in a political alliance, is killed, a replacement must be found. His widower, Jainan, is rushed into an arranged marriage with the disreputable aristocrat Kiem, in a bid to keep rising hostilities between two worlds under control. But Prince Taam’s death may not have been an accident, and when Jainan himself is a suspect, he and Kiem must navigate the perils of the Iskat court, solve a murder, and prevent an interplanetary war . . .
Obwohl ich riesiger Star Wars-Fan bin, lese ich unfassbar wenig Space Opera. Ein Skandal, eigentlich. Vermutlich hätte ich auch „Winter’s Orbit“ nicht gelesen, wenn es auf einem Blog nicht so eine gute Rezension bekommen hätte und das E-Book gerade im Angebot war. Und vermutlich wäre es auch auf meinem Kindle noch wesentlich länger versauert, wäre ich in meinem Bemühen, auch mehr auf dem E-Reader zu lesen, nicht zufällig darauf gestoßen. (Läuft bei mir, ich sage es euch.)
Jetzt aber zum Buch.
Winter’s Orbit – Gutes aus dem Fandom
Ähnlich wie C.S. Pacats „The Captive Prince” erschien auch “Winter’s Orbit“ von Everina Maxwell zunächst kostenlos auf fannishen Plattformen. Aber anders als z.B. „The Love Hypothesis“ war der Roman nie ursprünglich eine Fanfic. Maxwell veröffentlichte „Winter’s Orbit“ zunächst auf dem Archive of Our Own. Ähnlich wie bei „The Captive Prince“ merkt man die Überschneidungen zwischen originalem Stoff und fannishen Tropes deutlich. Was definitiv kein Minuspunkt ist. 😀
Die Kunst, Fanfiction zu schreiben
Vielmehr schafft Everina Maxwell in „Winter’S Orbit“ das Kunststück, bei mir das Gefühl von wirklich gut geschriebener Fanfic auszulösen, ohne dass es Fanfiction ist. Das mag sich erstmal nach nichts Besonderem anhören, aber au contraire: Fanfiction unterscheidet sich strukturell und inhaltlich häufig von originalen Ideen, weil der ganze Zirkus um das Einführen der Figuren wegfällt. Ich habe mir diese Fanfic aus gutem Grund ausgesucht; ich weiß, wer Merlin und Arthur, Sam und Dean Winchester, der Doctor und Amy Pond sind. Fanfic-Autor*innen bekommen von den Leser*innen eine Art Vertrauensvorschuss. Die Leser*innen bringen die eigene emotionale Verbindung, die sich Autor*innen originaler Konzepte erst erarbeiten müssen, bereits mit.
Ich habe also größte Hochachtung vor der Autorin, die es schaffte, mir mit „Winter’s Orbit“ ein Gefühl von Fanfic zu geben, dabei aber eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Das ist echt schwer und Mordsarbeit ™.
Ein Herz für Tropes
Zu dem Fanfic-Gefühl gehört unter anderem auch, dass den Leser*innen im Verlauf der Geschichte einige der bekanntesten und beliebtesten Tropes begegnen. Tropes von der Art, die mich in den Hashtags einer Fanfic sofort auf „Lesen“ klicken lassen würden. Allerdings fühlten sich keine dieser Tropes erzwungen an – außer vielleicht Kiems und Jainans Hochzeit (ba-dum-tss), sondern eher wie ein liebevolles Augenzwinkern. Everina Maxwell weiß, was wir wollen.
Gender in Winter’s Orbit
Besonders gut gefiel mir auch, wie das Thema Gender behandelt wird. Im Universum von „Winter’s Orbit“ kennzeichnen Personen ihr Gender anhand von bestimmten Materialien und Accessoires, die sie in ihre Kleidung integrieren. Die Figurenbeschreibungen an sich verzichten dabei völlig auf irgendwelche Hinweise, an denen die Leser*innen vorab eine eigene Entscheidung treffen könnten.
Ich mochte das Universum; ich mochte sehr, wie sich Kiems und Jainans Beziehung entwickelt, wie sie sich ergänzen und beginnen, mit den Augen des jeweils anderen zu sehen. Vor allem hat mir auch Jainans Hintergrundgeschichte gefallen und die Gründe, warum er so unterkühlt und steif wirkt.
Nachschlag, bitte
Der Weltenbau schien mir mitunter für das Set-Up etwas zu komplex und verwirrend, aber da ich (fiktionale) politische Intrigen und Machtspiele liebe, konnte ich darüber gut hinwegsehen. Insgesamt war „Winter’s Orbit“ eine schöne, gut zu lesende Lektüre mit liebenswerten Figuren und Dynamiken, und sobald die Autorin etwas Neues veröffentlicht, bin ich mit Sicherheit wieder dabei.