Von Alpha und Omega oder: Soll ich das wirklich schreiben?
Vor kurzem überkam mich eine Idee für einen Fantasyroman. Das alleine ist nichts Besonderes, schließlich bin ich Autorin. Das Problem mit diesem Roman war, dass er so gar nicht zu dem Bild passte, das ich von mir selbst geschaffen hatte.
Seht ihr, in meiner Vorstellung schreibe ich entweder coole Abenteuerfantasy – im Stil von den Musketieren oder Indiana Jones – oder schauriges Dark Academia-Gothic-Zeug. (Okay, wenn es nicht gerade doch was anderes ist, aber ihr wisst schon, was ich meine.) Ich dachte, ich hätte meine Genres gefunden. Alles war gut.
Was mit Werwölfen. Dann habe ich was eigenes.
Und dann plötzlich – eine Idee für was mit Werwölfen. Die Art von “was mit Werwölfen”, die ich sonst eher als Fanfic-AU auf AO3 lesen würde. Okay, vielleicht nicht ganz so krass wie ich das auf dem AO3 lesen würde, aber definitiv mit Werwölfen, einer zentralen Liebesgeschichte und queeren Figuren. Böse Zungen würden es vermutlich “Gay Shifter Romance” nennen.
Da waren sie wieder, meine drei Probleme.
Oh Gott. Ich sagte, oh Gott.
“Gay Romance” hat in der Community keinen besonders hohen Stellenwert, und wird aus vielfältigen Gründen kritisch gesehen. Es ist ein Genre, das hauptsächlich für Leserinnen von Autorinnen geschrieben wird (Gendern beabsichtigt). Die LGBTQA+-Szene beklagt zu Recht, dass Gay Romance nichts mit Repräsentation zu tun hat und im schlimmsten Fall ein völlig falsches Bild vermittelt.
Nur – wenn man das im Hinterkopf behält und sich dessen bewusst ist, ist es dann trotzdem falsch, wenn man dieses Genre gerne liest? Oder schreibt?
All your faves are problematic
Es ist das alte Problem: All your faves are problematic. Ich weiß, dass etwas problematisch ist, aber es gefällt mir trotzdem. Es gibt mir etwas, das andere Dinge nicht tun und macht mich glücklich. Konsumiere ich es, ja oder nein? Schreibe ich es, wenn ich eine Idee habe, die mir gefällt? Figuren, die ich mag? (Ein Buch, das, wenn wir ehrlich sind, vermutlich auch mehr Tantieme einbringen wird als “normale” Fantasy.) Ist wirklich das Genre als solches das Problem, oder die wiederkehrenden Tropes darin?
Ich schreibe keine Romance. Garantiert nichts mit Werwölfen. Oder doch?
Darüber hinaus bleibt aber natürlich immer noch das Ding mit dem Selbstbild. Ich, Shifter-Romance schreiben? Iiiiich? Nein, nein. Das habt ihr falsch verstanden. Ich schreibe siehe oben. Hoffentlich sauber geplottete Geschichten mit ein ganz wenig Romantik im Hintergrund, aber keine Romance.
(Obwohl ich die, wenn wir weiterhin ehrlich sind, zwischendurch sehr gerne lese, wie man unschwer hier oder hier oder sogar hier nachlesen kann. *winkt schüchtern*)
Ich will aber!
Und je mehr ich über meine Shifter-Romance nachdenke, desto mehr wachsen mir die Figuren ans Herz, desto mehr Ideen bekomme ich für die Welt, desto mehr Lust habe ich, das verdammte Ding zu schreiben und vielleicht nebenbei ein paar klassische Tropes zu umschiffen.
Oder aber zwei Jahre intensives K-Drama-Schauen haben mich begreifen lassen, dass mitunter kitschiger Eskapismus in Zeiten wie diesen ein lebenswichtiger Anker sein kann. Und dass das völlig okay ist.
Möglicherweise will ich aber auch einfach bloß diese verdammte Geschichte erzählen.
Und das sollte doch als Grund reichen, oder?
1 Kommentar
4 BL-Serien ohne Cringe-Faktor - Das Bücherfräulein
8. April 2022 at 10:48[…] Love” (BL) ist, ähnlich wie Gay Romance, ein Genre, mit dem ich ab und an hardere. Ursprünglich aus Japan stammend, hat “Boys Love” […]