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Fräulein liest: „Ink & Sigil“

Al MacBharrais is both blessed and cursed. He is blessed with an extraordinary white moustache, an appreciation for craft cocktails—and a most unique magical talent. He can cast spells with magically enchanted ink and he uses his gifts to protect our world from rogue minions of various pantheons, especially the Fae.

But he is also cursed. Anyone who hears his voice will begin to feel an inexplicable hatred for Al, so he can only communicate through the written word or speech apps. And his apprentices keep dying in peculiar freak accidents. As his personal life crumbles around him, he devotes his life to his work, all the while trying to crack the secret of his curse.

But when his latest apprentice, Gordie, turns up dead in his Glasgow flat, Al discovers evidence that Gordie was living a secret life of crime. Now Al is forced to play detective—while avoiding actual detectives who are wondering why death seems to always follow Al. Investigating his apprentice’s death will take him through Scotland’s magical underworld, and he’ll need the help of a mischievous hobgoblin if he’s to survive. 

Ein Schnurrbart für die Gerechtigkeit

In dem Moment, als ich “extraordinary white moustache” las wusste ich, dass ich „Ink & Sigil“ haben wollte. Nicht unbedingt, weil ich Schnauzbärte so großartig finde (außer an Jude Law, let’s be real), sondern weil mir die Reihenfolge von Als bemerkenswerten Eigenschaften so gefiel. Außerdem versprach diese Beschreibung des Protagonisten, dass es sich mal nicht um einen jungen Auserwählten(™) handelte, sondern um einen älteren Herrn. Die bekommen in der Phantastik zumindest selten das Spotlight, also war ich neugierig.

Ink & Sigil

Dass “Ink & Sigil” in derselben Welt spielt wie Hearnes “Iron Druid”-Reihe und eine Art Spin-Off ist, wusste ich nicht, hat meinem Lesevergnügen nicht geschadet. Das Buch funktioniert prima alleine, auch wenn ich sicherlich die ein oder andere Anspielung verpasst habe.

Altvertrautes Neues

“Ink & Sigil” hat mich vom Tonfall und der Art der Geschichte stellenweise sehr an “The Rivers of London” erinnert. Ich meine das aber im besten Sinne, denn weder das Worldbuilding noch die Figuren sind in irgendeiner Form eine Kopie von Ben Aaronovitchs Welt. Vielmehr fühlte sich “Ink & Sigil” von der ersten Seite ein bisschen an wie eine natürliche Erweiterung, so als könnten das Folly und Als Geschäft wunderbar nebeneinander her existieren, und ab und zu schaut Nightingale zum Tee vorbei. 

Viel Herz mit ein wenig Handlung garniert

Ähnlich wie bei “Die Flüsse von London” war auch hier der mysteriöse Kriminalfall, in dem ermittelt werden musste, für mich eher schmuckes Beiwerk. Er funktioniert, er ist nett, auch ein wenig spannend, aber das Herzstück des Roman bilden die Figuren und der saloppe Erzählton.

Zum einen, weil Al zwar ein älterer Gentleman ist, aber fluchen kann wie ein schottischer Matrose. Zum anderen, weil der Rest des Buches durch eine sehr diverse Schar von Figuren durchzogen ist, die man irgendwie alle gern hat. 

Welcome to the Family

Da wäre zum Beispiel der pinke Hobgoblin Buck Foi, der kurzerhand bei Al einzieht und verzweifelt versucht, entgegen seiner Natur keine Streiche zu spielen. Oder zumindest keine wirklich bösen. Oder aber Als Managerin Nadia, die sich ihrer Familie zuliebe auf Familienfeiern in bunte Sari schmeißt, den Rest der Zeit aber in Punker-Kluft herumrennt, Käse und Whiskey ihrem ganz persönlichen Gott opfert und seit Jahren mit einer Frau liiert ist. (Außerdem ist Nadia tierisch badass, ich sage es nur.)

Vor allem hat es glaube ich gut getan, im zweiten Jahr der Pandemie ein Buch zu lesen, in dem alle Protagonisten nett zueinander sind. Das Found Family-Element ist in dem Buch definitiv präsent und wird schön gehandhabt, und ich mochte sehr, wie respektvoll Al mit allen Bekanntschaften – ob menschlich oder nicht – umgeht. Oder, um Al direkt zu zitieren:

“But besides all that, if ye ever have the power to make someone’s dream come true and ye don’t, then what kind of a selfish shite would ye be?” 

Ink & Sigil, Kevin Hearne

In diesem Sinne, meine Lieben, wünsche ich euch ein schönes und vor allem gesundes 2022. Und wenn ihr den Traum von jemand wahrmachen könnt, dann tut es doch. Als Unterstützung habt ihr.

Ich habe unterdessen erfahren, dass der zweite Band bereits erhältlich ist. Entschuldigt mich. Ich muss da kurz was bestellen gehen.

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