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Reiseziel Jordanien: Wie ich mir einen Lebenstraum erfüllte.

“Jordanien? Ist das nicht gefährlich? Vor allem als Frau?” Ich weiß nicht, wie oft mir die Frage gestellt wurde, wann immer ich Freund*innen, Kolleg*innen und anderen Menschen in meinem Leben von meiner geplanten Mietwagenrundreise mit meiner besten Freundin durch das Haschemitische Königreich Jordanien erzählte. Nach Jordanien zu fahren, die Kultur dort kennenzulernen und endlich Petra und Wadi Rum mit eigenen Augen zu sehen, war für mich die Erfüllung eines zwanzig Jahre lang gehegten Lebenstraums. 

Klar, dass das Reiseziel etwas spezieller war als Norderney oder Mallorca, war mir klar, aber soviel Unverständnis hatte ich dann doch nicht erwartet. Vor allem nervte mich irgendwann die Frage, ob das denn als Frau nicht gefährlich sei, kolossal. Leute. Ich bin eine Frau. Das erste, was ich mache, wenn ich mir ein Reiseziel aussuche, ist zu schauen, wie sich die Lage dort für Frauen darstellt. Ba-dum-tss.

Zitadelle - Amman
Auf dem Gelände der Zitadelle

Ein paar Worte zum Reisen in Jordanien

Jedenfalls, um es vorwegschicken: Jordanien gilt als sicheres Reiseland, das unter dem schlechten Ruf seiner Nachbarn leidet. Da es vor allem vom Tourismus lebt, wird man als Reisende generell herzlich empfangen, zudem ist Gastfreundschaft tief in der beduinischen Kultur verwurzelt. Jordanien ist ein überwiegend muslimisches Land, in dem vor dem Gesetz zumindest aber die Geschlechter gleichgestellt sind. Einen Kopftuchzwang o.ä. gibt es nicht. Allein schon aus Respekt vor der jordanischen Kultur sollte man als Westler*in darauf achten, sich nicht allzu freizügig zu kleiden, aber so etwas versteht sich für mich von selbst. When in Rome, do as the Romans do.

Verdammt, ist das schön hier

Da das nun geklärt ist, kommen wir zum eigentlichen Thema. Ich bin schwerst verliebt in Jordanien, in seine unglaubliche Kultur und die Weite und Kargheit der Landschaft. Vor meiner Reise wollte ich nur einmal eine Wüste erlebt haben, ich hatte keine Ahnung, ob es mir letztlich gefallen würde. Aber die Stille und Magie vor allem von Wadi Rum, aber auch den Gegenden südlich von Amman bis zum Roten Meer, haben mich emotional tiefer berührt, als ich es für möglich gehalten hätte. 

Straße in Amman, Jordanien
Straße in Amman

Amman, die Hauptstadt Jordaniens

Beginnen wir mit dieser kleinen Artikelreihe dort, wo wir auch unsere Reise begannen: Amman. In der Antike unter dem Namen Philadelphia bekannt, ist Amman mit etwa 4 Millionen Einwohner*innen die Hauptstadt von Jordanien und eine der größten Städte in der arabischen Welt. Ursprünglich erstreckte sich Amman über sieben Hügel, und die Topografie ist heute auch noch … ziemlich bergig. Wer die Stadt zu Fuß erkunden möchte, sollte sich auf viele Treppen und Steigungen einstellen.

Treppe in Amman
Eine für Amman typische Treppe

Obwohl Amman das Handelszentrum des Landes ist und viele Firmen sich schicke Neubauten leisten, ist der ursprüngliche Charakter der Stadt dennoch erhalten geblieben. Viele kleine Geschäfte reihen sich in den Vierteln aneinander, und die Straßenzüge können relativ schnell von einer sozialen Schicht zur nächsten wechseln. Eine Mittelschicht bildet sich in Jordanien zwar allmählich heraus, aber das soziale Gefälle zwischen reich und arm ist noch immer gut sichtbar. Wir haben uns aber nie irgendwo wirklich unsicher gefühlt.

Ladenfronten in Amman
Typische Straße in Amman

Ob Amman schön ist, daran scheiden sich sicher die Geister. (Ich komme gebürtig aus dem Ruhrgebiet, ich bin das gewohnt.) Auf jeden Fall ist Amman sehr lebendig, und es hat mich gefreut, trotz dem schlechten Ruf der Nachbarstaaten so viele ausländische Tourist*innen zu sehen, die sich unter die Einheimischen gemischt haben. 

Moderne und Antike

Vor allem aber bietet Amman diese unglaublich faszinierende Mischung aus altertümlichen Schätzen und modernem Stadtleben, oft nur wenige Meter von einander entfernt. 

Auf dem Hügel Jabal Al Qal’a thront die Zitadelle von Amman, von der man einen unglaublichen Blick auf die umliegende Stadt und das Amphitheater hat. Was wir am ersten Tag in Amman direkt gelernt haben: Alles ist viel, viel größer als man zuerst annimmt. 

Blick auf das Amphitheater
Blick auf das Amphitheater

Die Zitadelle stand auf unserem Plan, weil wir die Bilder von den Ruinen des Herkules-Tempels gesehen hatten. Alleine das wäre schon beeindruckend genug gewesen. Aber mitnichten, sagte sich das Areal und lächelte milde auf uns herab, das ist doch erst der Anfang. Denn neben dem Herkules-Tempel befinden sich auf dem Gelände noch die Überreste einer byzantinischen Kirche sowie eines umayyadischen Palastes, Hofes, Moschee, ein Museum … ihr seht, worauf ich hinaus will. In unserem Reiseführer wurde der Besuch der Zitadelle mit einer Stunde veranschlagt, wir haben dafür den halben Tag gebraucht. 

Herkules-Tempel
Herkules-Tempel in Amman

(Und ich sage euch: Nichts ist erhabener als in einer antiken Ruine zu sitzen, während von allen Hügeln um einen herum die Muezzine zum Mittagsgebet rufen.)

Das Amphitheater haben wir uns daher nur kurz angesehen (an denen mangelt es in Jordanien eh nicht 🙂 ), und sind am Ende des Tages noch durch den Lebensmittel-Souk gestreift und haben uns anschließend den nächsten Berg Richtung Rainbow Street hochgekämpft, wo sich ein Restaurant ans nächste reiht und sich abends die Tourist*innen und Einheimischen zum Essengehen tummeln. 

Bücher und Kaffee

Direkt am ersten Abend haben meine Reisebegleitung und ich dann auch direkt das perfekte Lokal für uns gefunden: Books & Cafe liegt etwas abseits der Rainbow Street mit fantastischem Blick über die Stadt, und beherbergt neben einem Restaurant-Café auch noch einen bezaubernden Buchladen sowie einen Design-Shop, in dem es Töpferwaren und Kunstdrucke gibt. Das Essen und die Stimmung waren so gut, dass wir am letzten Abend vor unserer Abreise nochmal vorbeigeschaut haben. 

Und abends duftete es von den Vorgärten von allen Seiten nach Jasmin. Es war zauberhaft.

Rainbow Street, Amman
Rainbow Street, Amman

Eigentlich hatte uns Jordanien schon da völlig gepackt. Dabei hatten wir unschuldigen Kinder des Sommers ja keine Ahnung, dass es uns ab dem nächsten Morgen ständig die Sprache verschlagen würde. 

P.S. Ich habe kein Buch gekauft, weil nichts mehr in meinen Koffer gepasst hätte. Aber die Versuchung war. So. Groß. 

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