The Law Cafe (2022) – Käffchen dazu?
Manchmal passt es zwischen einem und einem Buch oder einer Serie einfach. Es ist wie ein Nachhausekommen. Das K-Drama The Law Cafe (법대로 사랑하라) gehört für mich definitiv dazu. Nebenbei hat sie mir nicht nur ein Wiedersehen mit der wunderbaren Lee Se-Young beschert, sondern mir auch noch eine ganze Riege anderer Schauspieler*innen vorgestellt, deren Arbeit ich ganz sicher weiter verfolgen werde. (*hust* Lee Seung-Gi *hust*)
Anwältin aus Leidenschaft
Kim Yoo-Ri ist eine Naturgewalt: Brillante Anwältin aus Leidenschaft, die ihr Herz auf der Zunge trägt und keine Angst vor schonungsloser Ehrlichkeit hat. Alle sind skeptisch, als sie eines Tages ihre Stelle kündigt, um ein Nachbarschafts-Café zu eröffnen, in dem es auch juristische Beratung geben soll. Kann das gutgehen? Und dann stellt sich auch noch heraus, dass ihrer Jugendliebe Kim Jeong-Ho das Gebäude gehört, dessen Räumlichkeiten sie angemietet hat. Jeong-Ho versucht alles, um Yoo-Ri aus dem Mietvertrag zu schmeißen, aber so leicht lässt Yoo-ri sich nicht unterbuttern. Überhaupt, warum hat Jeong-Ho damals von einem Tag auf den nächsten einfach mit ihr Schluss gemacht? Und warum hat er seinen Beruf als Anwalt komplett aufgegeben?
The Law Cafe: Mein Safe Space
The Law Cafe ist eine Serie aus Korea, die zwar alle gängigen Tropes eines K-Dramas bedient, sich aber trotzdem modern und frisch anfühlt. Zu verdanken ist das in erster Linie dem tollen Figuren-Ensemble, und wie liebevoll selbst die Nebenfiguren in die Handlung mit eingebunden werden. The Law Cafe war über Wochen hinweg die einzige Serie, deren neue Folgen ich praktisch sofort geschaut habe, weil ich wusste: Hier ist mein Safe Space. Hier will ich bleiben.
Dass in K-Drama oft noch recht traditionelle Rollenbilder reproduziert werden, ist kein Geheimnis. Umso schöner ist es zu sehen, dass sich immer mehr neue Produktionen Mühe geben, Themen wie strukturelle Frauenfeindlichkeit und Homophobie anzusprechen und einzubinden.
Auch wenn The Law Cafe keine augenscheinlich queere Figur mit im Ensemble hat, wird zumindest das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie Einvernehmlichkeit angesprochen und in verschiedenen Episoden diskutiert. Dabei sind die Drehbuchautor*innen aber so klug, dass nicht Jeong-Ho lernen muss, was Consent ist, sondern Yoo-Ri. Als die Protagonistin nämlich ihren alten Jugendfreund einfach küsst, reagiert dieser überhaupt nicht erfreut. Yoo-Ri muss lernen, dass es nicht länger um “Nein heißt Nein” geht, sondern um “Nur Ja bedeutet Ja”.
Zeitgemäßes K-Drama
Überhaupt spricht The Law Cafe durch die Klient*innen, die bei Yoo-Ri Hilfe suchen, viele relevante Themen an. Zum Beispiel Arbeitsschutz (bei dem in Südkorea wohl noch Nachbesserung nötig ist), Mobbing in der Schule, die fehlende finanzielle Unterstützung für Sozialarbeiter, und eben auch strukturelle Gewalt gegen Frauen, die sich nicht gegen ihren Chef wehren können.
Das alles wären Themen, die einem ganz schön den Abend versauen könnten, wären sie nicht so wunderbar in das Geschehen im The Law Cafe eingebunden. Kim Yoo-Ri kämpft voller Überzeugung für die kleinen Leute, die viel zu oft auf der Strecke bleiben.
Und Jeong-Ho? Der zynische aber brillante Ex-Anwalt hat nicht das geringste Problem damit, Yoo-Ri zu helfen – aber nur, wenn sie wirklich Hilfe braucht. Er weiß, dass die junge Frau hervorragend für sich selbst einstehen kann und ist sich nicht zu schade, im Hintergrund zu warten, ihr die Bühne zu überlassen und buchstäblich die Tür zu öffnen.
Überhaupt ist Jeong-Ho grundsätzlich ein Guter, auch wenn er seine Fehler hat. Und ich mag es, wenn Badass-Held*innen am Ende gute, fürsorgliche Partner*innen bekommen.
Ihr seid doch alle Glücksbärchis
Das gilt übrigens für das gesamte Team, das Yoo-Ri zur Seite steht, angefangen von ihren Schulfreunden über die Rentnerinnen von Gegenüber bis zu den schnuffigen Baristas. Yoo-Ri ist umgeben von liebenswerten, schrulligen Menschen, die jederzeit für einander in die Bresche springen würden. Mal ehrlich, wer wünscht sich das nicht?
Natürlich gibt es auch die übergreifende Handlung, in der Yoo-Ri und Jeong-Ho es mit einem bösen, allmächtigen Kartell aufnehmen. Das unterhält gut und sorgt für einige spannende Momente. Aber wenn wir ehrlich sind, wird The Law Cafe letztlich von den bezaubernden Figuren, deren Interaktionen und dem charmanten Drehbuch getragen. Macht überhaupt nichts. Ich mag es, wenn es mir am Ende einer Serie besser geht als vorher. The Law Cafe liefert, was das betrifft, voll ab. Ich würde jederzeit noch drei Staffeln mehr davon gucken. Am liebsten jetzt. Oder jetzt? Und was ist mit jetzt?
… jetzt?