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„Happiness“ (2021) – Die Monster wohnen nebenan

Eigentlich wollte ich heute einen ganz anderen Post schreiben, aber der muss jetzt erstmal zurückstehen. Um es kurz zu machen: Leute, schaut Happiness. “Okay, was ist Happiness?”, höre ich euch fragen. Das beantworte ich doch nur zu gern. Bitte hier entlang. 

Über meine 2020 entdeckte Leidenschaft für ostasiatische Serien und Filme berichtete ich schon an anderer Stelle. Diese Leidenschaft ist ungebrochen, aber es geschieht selten, dass eine Serie so sehr heraussticht, dass ich ihr augenblicklich eine Rezension verpassen will. Nun, auf geht’s.

Happiness 01

Suspense made in Korea

Happiness (해피니스) ist eine koreanische, zwölfteilige Serie aus dem Jahr 2021 mit Han Hyo-Joo und Park Hyun-Sik. Es ist zudem Park Hyun-Siks erste Rolle nach seiner Rückkehr aus dem Militärdienst, und ich hoffe echt, dass es auf dem Level weitergeht. Ich mag ihn in zuckersüßen K-Dramen, aber wie wir jetzt gelernt haben, hat der gute Mann viel, viel mehr drauf. Und Han Hyo-Joo? Ich habe das spontane Bedürfnis, mir alles anzugucken, was sie in ihrer bisherigen Karriere so abgeliefert hat. Aber ich gerate schon wieder ins Schwärmen. 

Worum geht es eigentlich?

Die Handlung in aller Kürze: Yoon Sae-Bom und Jung Yi-Hyun sind seit der Oberstufe dicke Freunde. 

Um auf dem umkämpften Wohnungsmarkt eine bessere Chance zu haben, gehen die beiden zum Schein eine Ehe ein und finden kurz darauf in einem brandneuen Apartmentkomplex ihre Traumwohnung. Für einen kurzen Moment scheint ihr Leben perfekt, doch dann bricht die Hölle über sie hinein. 

Yoon Sae-Bom (Happiness)

Ein neuer Virus verwandelt Menschen in blutrünstige Monster. Als die ersten Fälle im Apartmentkomplex auftauchen, beschließt die Regierung, die Wohntürme zur Eindämmung des Virus’ abzuriegeln. Während Wissenschaftler fieberhaft nach einem Heilmittel suchen, beginnt die Lage in der Wohnanlage zu eskalieren, und das Virus ist dabei noch fast das kleinste Problem …

Zombieapokalypse in der Pandemie

Man muss schon entweder sehr gerissen sein oder unverschämt viel Mut haben – oder beides – um eine Serie über einen aus den Fugen geratenen Virus zu machen, während wir uns im zweiten Jahr der COVID19-Pandemie befinden. Aber gerade das ist auch der Grund, warum Happiness auf so vielen Ebenen funktioniert. 

Angesetzt ist die Serie in naher Zukunft, nachdem die aktuelle Pandemie besiegt ist und die Restriktionen aufgehoben wurden. Doch die vergangenen Jahren stecken nicht nur den Zuschauer*innen noch in den Knochen, sondern auch den Protagonist*innen. Alles erinnert irgendwie noch an die Corona-Zeit, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die Figuren die Pandemie immer wieder erwähnen. 

Ein neues Gewand für ein altbekanntes Genre

Um ihre Version einer Zombie-Apokalypse zu erzählen, nutzen die Macher dabei ganz geschickt das neue Material, das ihnen zur Verfügung steht: Denn die ganze Welt weiß mittlerweile, wie schnell und still sich ein Virus verbreiten kann. Dass es Leugner*innen gibt, Menschen, die selbst angesichts übervoller Krankenhäuser nicht an einen tödlichen Virus glauben wollen. Figurencharakterisierungen, die 2019 vielleicht noch für ein müdes Lächeln gesorgt hätten, wirken darum plötzlich sehr real. Der komplette Lockdown eines Apartmentkomplexes erinnert an die Bilder aus Wuhan anfang 2020, genau wie der verzweifelte Versuch, die Ansteckungen irgendwie einzudämmen.

So bekommt das eigentlich eher toterzählte Genre “Zombieapokalypse” einen neuen, sehr greifbaren Touch. 

 Han Hyo-joo

Aber Happiness ist mehr als “nur” eine Zombie-Serie. Das Virus bietet vielmehr eher die Bühne für eine Serie über menschliche Abgründe, und je weiter die Serie sich entwickelt, desto mehr wird sie zum psychologischen Kammerspiel. “Die Monster sind nicht die Infizierten”, sagt Yi-Hyun an einer Stelle sehr treffend.

Oft geht es dabei um zwischenmenschliche Beziehungen, werden soziale Hierarchien und verschiedene Familiendynamiken beleuchtet und bewertet. Spoiler: Das traditionelle Bild der fügsamen Frau und dem Ehemann als Herr des Hauses kommt dabei nicht besonders gut weg. So schafft die Zombieapokalypse es letztlich sogar, dass sich eine gedemütigte Hausfrau von ihrem Mann emanzipiert, als dieser im Angesicht der Notsituation sein wahres Gesicht zeigt.

Eine Geschichte der Gegensätze

Als personifizierter Gegensatz dieser althergebrachten familiären Strukturen stehen Yi-Hyun und Sae-Bom den anderen Figuren gegenüber. 

Dass die beiden alte Freunde sind, die ohne Worte kommunizieren können, wird in fast jeder Szene sichtbar und ist nicht nur exzellent geschrieben, sondern auch wunderbar gespielt. 

Park Hyun-Sik

Sae-Bom ist für eine untypische Frauenfigur: Sie isst gerne, trägt kein Make-Up und verbringt ihre Zeit am liebsten in gemütlichen Sweatpants und Pullovern. Sie behält auch in Extremsituationen die Nerven, ist grundsätzlich eher unbeeindruckt, trotzdem aber sehr empathisch. Sie hat einfach keine Zeit für Bullshit.

Yi-Hyun auf der anderen Seite umschifft so galant jedes Klischee toxischer Männlichkeit, dass ich ihn küssen möchte. Und dabei kommt er kein bisschen weniger Badass als Sae-Bom daher: Er ist nur kein überbeschützendes Alphamännchen. Sae-Bom und Yi-Hyun agieren in jeder Minute auf Augenhöhe, und es macht unheimlich Spaß, den beiden zuzuschauen, wie sie mit Knarre und Baseballschläger bewaffnet durch die Flure schleichen.

Happiness

Natürlich ist auch eine kleine Liebesgeschichte mit ihm Spiel, die sich aber so unaufdringlich in den Rest der Geschichte einfügt, dass es sich wie eine logische Entwicklung der Figuren anfühlt. 

TL:DR – Schaut euch „Happiness“ an

Ich könnte noch eine ganze Dissertation über die Serie schreiben. Mach ich jetzt aber nicht. Lasst euch nur gesagt sein, dass die Serie – auch wenn vielleicht nicht jeder kleine einzelne Handlungsstrang ein Volltreffer ist – Happiness viel großartiges, Erfrischendes zu bieten hat. 

Oh und hallo Park Hyun-Sik. Wie schön, dass du zurück bist.

„Happiness“ läuft derzeit auf Rakuten Viki.

1 Kommentar

  1. 5 Reiseziele auf meiner Bucket-List - Das Bücherfräulein

    9. August 2024 at 10:22

    […] vermutlich niemanden überraschen, schließlich schaue ich für mein Leben gerne K-Drama. Tatsächlich überkam mich die Lust, dorthin zu reisen, aber erst, nachdem ich den YouTube-Kanal […]

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