Fräulein liest: „The Raven King (Raven Boys 4)“ – Maggie Stiefvater
Mit „The Raven King“, dem vierten Band in Maggie Stiefvaters „Raven Boys“-Zyklus, habe ich mich endlich meinen Dämonen gestellt. Ja, ich habe die Reihe ausgelesen. Dabei hatte ich schon 2017 hier angekündigt, das zu tun, und die Lektüre auch da schon unendlich lange vor mir hergeschoben.
Ich neige dazu, angefangene Serien und Reihen nicht zu beenden. Ob das nun Comics, Bücher oder Fernsehserien sind – völlig egal. Meistens, weil ich mich nicht von den Figuren verabschieden will. Manchmal, weil ich fürchte, dass mir das Ende das Herz zerreißen wird. Oder, wie in diesem Fall, beides.
Irgendwann muss man aber Nägel mit Köpfen machen und besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, und so.
Hier also meine Rezension zu The Raven King:
FEELS. ALL OF THEM.
Ich liebe Maggie Stiefvater und ihr Gehirn, und ihre Art, Figuren und deren Beziehungen untereinander zu schreiben. Punkt. MAGGIE TEACH ME YOUR SECRETS.
Die Handlung? Vergesst die Handlung. Die hat mich, ehrlich gesagt, von Anfang an nicht so sonderlich interessiert. Da geht es mir hier ähnlich wie bei den Rivers of London-Büchern. Ich lese die nicht, weil ich einen guten Krimi brauche, sondern weil mich die Welt und die Figuren emotional da packen, wo es wehtut. Und Maggie Stiefvater weiß genau, wie man den Finger genau so in die Wunde drückt, dass am Ende maximaler Schmerz bei rauskommt. (Das erklärt auch, warum ich mich so lange davor gescheut habe, den finalen Band zu lesen.)
Handlung nay, Figuren yay
Okay, ein bisschen was zur übergreifenden Handlung gibt es: Dieses Glendower-Gedöns, das ich von Anfang an nicht so wahnsinnig überzeugend fand (ein walisischer König in Virginia? Really?), ist da. Es passieren Dinge damit. Einige sind auch gar nicht schlecht. Bei anderen fragt man sich, warum zum Teufel das jetzt noch rein musste. Aber das ist auch gar nicht wichtig.
Denn was mit den Figuren passiert ist so, so viel besser. So unglaublich wundervoll skizziert, erschütternd und ergreifend, und einfach bloß toll. Da wäre Gansey, der sich damit abfinden muss, dass sein eigener Tod näher rückt. Blue, die ebenfalls damit klarkommen muss und mit dem Fakt, dass ihre reichen Freunde nach der Highschool wegziehen und Colleges besuchen werden, für die sie zu arm ist. Blues Zukunft im Südstaaten-Kaff Henrietta sieht nicht rosig aus. Oder Ronan, der sich irgendwie seinem älteren Bruder und dem Vermächtnis seiner Familie stellen muss. Adam, der endlich beginnt, seine traumatische Kindheit zu verarbeiten. Und natürlich Noah, dessen Seele sich mit aller Kraft ans Leben klammert.
Ein Fest für die Feels
Blue und die Rabenjungs sind noch immer Jugendliche, mit den Problemen, die Jugendliche so haben, fühlen sich dabei aber nie übermäßig dramatisch oder überzeichnet an. Im Gegenteil. Wenn es eins gibt, was Maggie Stiefvater kann dann, komplexe Figurenbeziehungen zu entwerfen und zu schreiben. Beziehungen, in denen wenige Worte sehr, sehr viel bedeuten können. Wo das Ungesagte manchmal wichtiger ist als das Ausgesprochene.
Wenn ihr gerne Bücher wegen der rasanten Handlung lest, dann ist der Rabenzyklus vielleicht nicht die richtige Reihe für euch. Wenn euch dagegen in erster Linie vielschichtige Figuren und komplexe Beziehungsstrukturen glücklich machen, dann lest diese Bücher.
P.S. Der Epilog. Right. In. The. Feels.