Los Angeles: Eine Liebeserklärung
Als ich 2009 Los Angeles zum ersten Mal besuchte, hatte ich nur zwei Tage eingeplant, weil ich eigentlich auf dem Weg nach San Francisco war. Los Angeles, hatte ich mir so gedacht, ist eh nichts besonderes. Was willst du denn da?
Der Tag der Reise kam, ich stand in Los Angeles und dachte “Oh verdammt, ich hätte mehr Zeit einplanen müssen. Ich will noch nicht weg.”
Los Angeles – der Gigant
Im November 2021 dann ergab sich die Gelegenheit, nochmal für eine Woche nach L.A. zu fliegen (die auf gar keinen Fall mit den BTS “Permission to Dance”-Konzerten zu tun hatte). Wieder viel zu wenig Zeit, wie sich zeigte, denn Los Angeles ist riesig. Wie das halt so ist, wenn man anders als z.B. in Manhattan nicht durch geographische Grenzen behindert wird und sich einfach ausbreiten kann.
Aber, ich war selig. Los Angeles ist meine Stadt, und ich liebe sie. Ein wenig Angst hatte ich ja, dass ich der Stadt der Engel elf Jahre nach meiner ersten Fernreise weniger abgewinnen würde. Dass eben doch ein bisschen die rosarote Brille der Erinnerung im Spiel war. Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen.
Team New York oder Team L.A.?
Meine Reisebegleitung zeigte sich weniger beeindruckt von L.A.; sie gehört ganz eindeutig zu Team New York City. Aber ich? Mann, ich stehe auf diesen Hollywood-Americana-Vibe. Ich stehe auf den ewig blauen Himmel und die konstanten 26°C im November. Auf den Hollywood-Vibe, auf die kargen Hollywood Hills, auf die teilweise schon Latinx-inspirierte Architektur. Ich liebe die Palmen und den Nebel, der am Morgen und Abend vom Pazifik herüber weht. Ich stehe auf Santa Monica und den Blick vom Griffith Observatory, und darauf, dass L.A. auf seine ganz eigene Art und Weise eine gewisse Art von melancholischer Romantik hat.
(Mit anderen Worten, wenn Los Angeles einen Soundtrack hätte, wären es die Alben von Lana del Rey.)
Welcome home
Und damit hätte ich im Leben nicht gerechnet, als ich das erste Mal einen Schritt aus dem Flughafengebäude machte und mich irgendwie sofort angekommen fühlte. Ich und eine Stadt in einer eher trockenen und warmen Umgebung? Wo ich es doch sonst kalt und grün mag?
Vielleicht mag ich Los Angeles, weil es nicht versucht etwas zu sein, das es nicht ist. Ein bisschen wie meine Heimat, das Ruhrgebiet. Ich weiß diese Ehrlichkeit zu schätzen, das ungeschönte und zerbrechliche. Selbst der Walk of Fame ist in Wahrheit nicht halb so glamourös, wie man es meinen würde. Los Angeles ist keine Augenweide, vielmehr es ist ein Lebensgefühl. Ich weiß nicht, warum es mich da so hinzieht.
Möglicherweise aus genau diesem Grund.
2 Kommentare
Noa
15. Juli 2024 at 12:54Liebe Romy, dieser Blogpost ist nun schon über zwei Jahre alt, aber ich habe ihn leider erst jetzt entdeckt. Ich weiß nicht, ob du die Kommentare hier überhaupt noch liest. Aber ich wollte dir trotzdem schreiben, dass ich deine Liebeserklärung an Los Angeles absolut nachvollziehen kann. Ich liebe L.A., seitdem ich im letzten Jahr zum ersten Mal dort war. Und stehe damit ‚allein auf weiter Flur‘, denn um mich herum sind alle im Team New York, finden L.A. ganz furchtbar oder fürchten sich sogar davor, dorthin zu fahren. Ich kann nur sagen, dass ich mich selten so wohl gefühlt habe wie dort. Und du hast völlig recht: Es ist keine Stadt (wenn überhaupt, dann viele unterschiedliche Städte zusammen), sondern ein Lebensgefühl, das einen verändert. Ich kann kaum erwarten, dorthin zurückzufahren. Liebe Grüße, Noa
Romy
25. Juli 2024 at 12:16Hallo Noa, vielen lieben Dank für deinen Kommentar – gerade auf einen Blogpost, der schon so alt ist! Ach, ich finde es so toll, dass endlich jemand meine Faszination für Los Angeles versteht. Ich kenne auch nur Menschen, die totale Fans von NYC sind, und meine Begeisterung für L.A. überhaupt nicht schnallen. Aber ich liebe diese Stadt. Ich will unbedingt wieder hin!