Ein Leben voller Nischen-Hobbys: English Paper Piecing
“Ich brauche wirklich keine neuen Hobbys”, dachte ich und liebäugelte zum viermillionsten Mal in meinem Leben mit Quilten.
Erstmal, hallo, ich bin wieder da. Der Blog lag ein paar Wochen flach so wie ich flach lag, weil ein gesundheitliches Problem ins nächste überging und ich mir am Ende auch noch COVID eingefangen habe. Letzteres lief glimpflich ab (verhältnismäßig), aber ich kann es nicht weiterempfehlen. 1/10 Sternen.
Ich habe gestrickt. Sehr viel gestrickt.
Jedenfalls, während ich also mit meinen Wehwehchen vor mich hinvegetierte, habe ich sehr viel gestrickt. Seeeehr viel. Fast drei Oberteile sind fertig, womit mein selbstgestecktes Nachhaltigkeitsziel tatsächlich in greifbare Nähe rückt. Eins der Tops (ein wunderbar leichtes Trägertop aus 100% Baumwolle) trage ich sogar gerade just in diesem Moment. Um Doc Brown zu zitieren: “Ich habe endlich was gefunden, das funktioniert!”
Nebenbei habe ich nicht nur viele K-Dramen geschaut, sondern bin auch im YouTube-Loch versunken. Und während eines zum anderen führte und mich der Algorithmus tiefer in die Handarbeitsecke zerrte, stieß ich mal wieder auf das Thema Quilten.
*bitte hier das anfangslied von „Unser lautes Heim“ einfügen
Wenn mein inneres achtjähriges Selbst, das mit amerikanischen Sit-Coms der 1980er groß geworden ist, schon immer von etwas geträumt hat, dann von einem Quilt. Mittlerweile habe ich zwar auf meinem Bett eine Tagesdecke in Quilt-Optik, aber so wirklich ist das ja auch nichts. Ich will einen echten Quilt.
Während ich also auf bestellte Stricknadeln warte, um den aktuellen Pullover weiter zu stricken, erwacht in mir mal wieder der Wunsch, zu nähen. Auch Klamotten, ja, aber Quilten … oh mein Gott. Ich wollte das schon immer. Aber es sieht sehr kompliziert aus, und wie Magie. Mein Gehirn schaltet da schon aus Prinzip ab.
English Paper Piecing – was ist das?
Und daaaaaann … stieß ich gestern auf eine Technik, die sich English Paper Piecing nennt und eine jahrhundertealte Tradition aus England (ach!) ist. Im Prinzip ist es auch eine (aufwändige) Form des Quiltens, bei der alles von Hand genäht wird, aber auf merkwürdige Weise erscheint es mir machbarer als ein Quilt mit Nähmaschine.
Man wickelt Stoff um hexagon-förmige Stücke Kartonpapier, näht das aneinander und am Ende, wenn alles fertig ist, zieht man das Papier raus und hat wunderbar gleichmäßige Patchwork-Stücke aus kleinen Sechsecken. Zumindest in der Theorie. Der Vorteil ist, man muss keine Nähmaschine aufbauen, man kann es ganz gemütlich abends vor dem Fernseher oder auch im Garten machen. Darüber hinaus erleichtert diese Art es tatsächlich, Patchwork aus komplexeren Formen wie Hexagonen zu machen. (Außerdem reizt mich ja schon alleine das Prinzip, diese gefühlt etwas angestaubte Technik zu lernen. Ich mache grundsätzlich nur sehr spezifische Dinge, danke. Es ist eine chronische Sache.)
Ab heute bin ich EPPlerin
Das tolle an EPP, wie wir fancy Leute English Paper Piecer*innen sagen (als hätte ich das tatsächlich schon angefangen), ist, dass ich da glaube ich meinen riesigen Stoffvorrat besser aufbrauchen kann als bei Quilts. Quilts sind groß, sehr durchdesigned und ich habe nicht genug Stoff, der farblich genug zusammenpassen würde, um einen harmonischen Quilt zu machen.
Aber so eine EPP-Applikation, die kann ich mir auch auf eine Tasche nähen, oder ein Kissen, oder einen Topflappen. EPP ist zwar aufwändig, aber niedrigschwellig, und ich glaube, dass ist es, was mir daran gefällt. Ich muss nicht erst lernen, was ein Block ist, oder Free-Quilting. Ich nähe einfach ein paar bunte Hexagone aneinander und zack, Patchwork. Ich werde das mal ausprobieren und mich zurückmelden. Die Templates für die Sechsecke sind bereits ausgedruckt.